Typisch italienisch

Italiener und ihre Gewohnheiten

Vorab möchte ich gleich erwähnen:

Nicht alle Menschen sind gleich. Das gilt natürlich auch für Italiener.

Bei den Klischees über die ich berichte, handelt es sich um persönliche Erfahrungsberichte.

Selbstverständlich trifft nicht jede Situation auf Jeden zu.

Auch wenn die nachfolgenden Abschnitte etwas ironisch beschrieben sind, möchte ich mich damit über Niemanden lustig machen und schon gar keinen beleidigen.

Im Gegenteil, ich finde es interessant zu sehen, wie sich jede Nation durch ihre eigenen Merkmale von anderen abhebt. 

Also nehmt es mit Humor!

Ein Italiener ohne Handy ist kein italiener!

Italiener telefonieren gerne – immer und überall.

Es ist der Lauf der Zeit, dass Mobiltelefone in unserer Gesellschaft immer mehr an Wert gewinnen. Schließlich ersetzt das moderne Smartphone sämtliches Equipment, das man früher noch zusätzlich mit rum schleppen musste.

Doch manchmal wirkt die Beziehung zwischen Italienern und ihrem Handy ein bisschen übertrieben, wenn man beobachtet, wie und wo das Telefon zum Einsatz kommt.

Während es in Deutschland als unhöflich gilt, während der Mahlzeiten oder wichtiger Termine zu telefonieren, ist es in Italien noch unhöflicher, NICHT ans Telefon zu gehen, wenn es klingelt. Egal wo man sich gerade befindet. 

Du bist in der Arbeit und Dein Chef steht neben Dir, während, mit voller Lautstärke, ein privater Anruf reinkommt. Selbstverständlich antwortest Du, ohne negative Folgen zu erwarten.

Auf der Behörde wirst Du alle privaten Details vom letzten Wochenende der Empfangsdame hören, während Du darauf wartest, aufgerufen zu werden.

Dein Bankberater unterbricht das Gespräch über Deine Finanzen, weil der eingehende Anruf in diesem Moment wichtiger ist. Und wenn es nur dazu dient, dem Anrufer zu sagen, dass er sich gerade im Kundengespräch befindet.

Dass man sein Handy auch in den “Bitte-nicht-stören-Modus” stellen kann, scheint sich hier noch nicht rumgesprochen zu haben. Hier ist nicht der Kunde, sondern der Anrufer, König.

Italiener telefonieren während eines Konzerts, beim Autofahren, sogar auf dem Motorroller hab ich sie schon mit dem Handy am Ohr gesehen. 

Man trifft Familien oder Paare in Restaurants, die während sie essen, einen Videoanruf mit einer dritten Person starten.

Dass einigen Italienern das Telefon manchmal wichtiger ist, als das eigene Haustier, daran habe ich mich gewöhnt. Was ich persönlich aber besonders kurios finde, ist eine weitere Gepflogenheit: 

Wenn Du nicht erreichbar bist, wirst Du so oft angerufen, BIS Du erreichbar bist. Das bedeutet, wenn es durch klingelt und man aus wichtigen Gründen gerade nicht abnehmen kann, wird der Anrufer kurz auflegen und sofort erneut Deine Nummer wählen.

Das passiert im privaten, wie im geschäftlichen Bereich. Ich frage mich: WARUM? In der heutigen Zeit wird ein Anruf in Abwesenheit angezeigt. Sobald ich verfügbar bin, rufe ich zurück. Was ändert sich, wenn ich vier verpasste Anrufe innerhalb von fünf Minuten auf dem Display habe?

Manch einer glaubt vielleicht, er kann dadurch Druck ausüben.
Ich glaube, es hat seine Gründe, wenn man nicht erreichbar ist. 

Das traurige an der Sache ist, bei dieser Art Anruf handelt es sich weder um eilige Themen, noch um medizinische Notfälle, was im Ernstfall nicht mehr voneinander zu unterscheiden ist.

Buongiorno - buonanotte

Italiener sind liebenswert, romantisch, kitschig und gesellig. Aus dieser Kombination entsteht ein Ritual, welches etliche Menschen pflegen: 

Es werden regelmäßig, an eine feste Gruppe von Personen, Grußbilder oder Sticker per Whatsapp verschickt, meistens zwei mal täglich.

Auf diesem Wege wünscht man seinen Liebsten einen guten Morgen, einen schönen Tag, eine ruhige Nacht, einen glücklichen Dienstag oder frohe Feiertage.

Wurdest Du einmal in diese Runde aufgenommen, erhältst Du täglich Post mit lieben Wünschen und im Gegenzug wird von Dir erwartet, dass Du welche zurückgibst.

Im Gegensatz zu Italienern sind die meisten Deutschen etwas verhaltener. Deshalb mag diese Kontakt-Methode für Einige zu schnulzig sein. In Italien allerdings wird der tägliche “Pensiero” (Gedanke) sehr geschätzt.

Vor verschlossener Tür

Es ist ein gewöhnlicher Wochentag. Du gehst, während der offiziellen Geschäftszeiten, zum Optiker. Dort angekommen wirst Du von einer verschlossenen Ladentür und einer handgeschriebenen Notiz überrascht: 

“Komme gleich wieder!”

Ja wo ist er denn, der Besitzer? Es gibt unzählige Gründe, warum italienische Geschäfte spontan schließen. Unter anderem kann es sein, dass er:

  • in der Bar um die Ecke einen Caffè trinken ist
  • seine Tochter vom Kindergarten holt
  • schnell etwas einkaufen musste
  • seine Schwiegermutter zum Friseur fährt

Wann wird er wieder kommen, fragst Du Dich. Lohnt es sich zu warten, oder sollte ich in der Zwischenzeit etwas anderes erledigen? Man weiß es nie. Es ist Glückssache, ob es sich um fünf Minuten oder eine halbe Stunde Abwesenheit handelt. 

Man braucht, wie immer in Italien, Geduld und Zeit! Im Zweifelsfall geh auch Du einen Caffè trinken, vielleicht triffst Du den Ladeninhaber unterwegs.

nein, das ist kein streit

Bestimmt haben einige von Euch schon mal ein vermeintliches Streitgespräch unter Italienern belauscht. Ohne die Umstände persönlich zu kennen, würde ich behaupten:

Nein, das war kein Streit! 

Zumindest nicht so, wie man ihn aus Deutschland kennt. Italiener diskutieren gerne und vor allem laut. Wenn sie dann dabei noch schnell sprechen, wirkt das auf Außenstehende oft aggressiv.

Hinzu kommen natürlich die typischen Gesten, die die ganze Situation noch dramatischer erscheinen lassen. 

Was auf Deutsche bedrohlich wirkt, ist italienisches Temperament, dass in einer harmlosen Diskussion mit Leib und Seele ausgelebt wird.

Einen streitenden Italiener auf offener Straße erlebt man, wenn überhaupt, nur im Straßenverkehr. Denn im Normalfall zählt stets die “Bella Figura”, eine gute Figur, einen guten Eindruck in der Öffentlichkeit machen.

Auf den Straßen Italiens

Autofahren in Italien ist nichts für schwache Nerven! Mutige passen sich den Einheimischen an, um den Verkehrsfluss zu gewährleisten.

Ja! Auch in Italien gibt es Ampeln, Verkehrsschilder und Regeln im Straßenverkehr. Das sind größtenteils die selben wie in Deutschland. 

Der große Unterschied jedoch ist, dass sich hier keiner daran hält. Ich muss zugeben, am Anfang ist es mir ziemlich schwer gefallen, mich während der Fahrt nicht einschüchtern zu lassen. Außerdem habe ich den ganzen Verkehr aufgehalten, da ich  doch die ein oder andere Regel befolgt habe.

Aber je länger man damit konfrontiert wird, desto entspannter wird die Fahrt und mit der Zeit passt man sich den italienischen Manieren einfach an. 

Überraschenderweise kann ich sagen, dass es, gerade in der Stadt, viel besser läuft als in Deutschland. 

Es läuft flüssiger, denn anstatt bestimmte Verkehrszeichen zu beachten, beobachtet man den Verkehr und schließt sich der aktuellen Situation an. Warum warten, wenn da eine Lücke ist?

Was natürlich zwangsläufig dazu führt, dass einem oft die Vorfahrt genommen wird. Man sollte also konzentriert fahren und jederzeit mit unerwarteten Vorfällen rechnen. 

Letztendlich führt die Verkettung der spontanen Handlungen aber zu einem fließenden Verkehr und spart sogar Zeit ein.

Jeder nimmt sich das Recht, keiner besteht auf sein Recht.

Trotzdem gehört wildes Hupen und Ausdrücke aus dem Fenster rufen, in Italien, einfach dazu. Meistens geht es um blockierte Straßen, da viele Menschen zu faul sind, sich für kurze Erledigungen einen Parkplatz zu suchen.

Jäger und Sammler

Viele Italiener sammeln und horten Dinge, die man eventuell, wer weiß, in drei bis hundert Jahren mal wieder gebrauchen könnte. Vielleicht.

Recycling ist eine gute Sache. Auch ich bin der Meinung, dass man viele Sachen für andere Projekte wieder verwerten kann. Doch hier in Italien, zumindest in Apulien, scheint die Idee etwas aus dem Ruder zu laufen.

Als ich in mein Haus gezogen bin, fand ich in meinem Schuppen drei Küchenspülbecken. Zusätzlich zu den zweien, die bereits in meinem Garten installiert waren. Die Vorbesitzerin meinte, es käme der Tag, an dem ich diese brauchen werde. 

Eines Tages stand ein Freund vor meiner Tür und brachte mir, welch Überraschung, ein altes Spülbecken. Es ist funktionsfähig und sei zu schade, es am Wertstoffhof zu entsorgen.

Natürlich ist es schade darum und sicherlich schlau, eines davon auf Reserve zu haben. Aber ich könnte mit diesem Inventar mittlerweile einen Handel für Sanitärbedarf betreiben. Im Prinzip werden somit die Fundstücke genauso entsorgt, nur eben nicht auf der offiziellen Sammelstelle, sondern in meinem Garten. 

Es gibt hier drei Hauptvarianten der Entsorgung alter Gegenstände: 

  • Alles vor das Haus stellen, warten bis ein Sammler vorbei kommt
  • Von Tür zu Tür fahren und die Schätze Bekannten anbieten
  • Eine Anzeige in privaten Foren schalten und scheinbar wertlose Dinge als Antiquität kennzeichnen, um damit noch ein gutes Geschäft zu machen

Es ist ein Kreislauf, der nie endet. Am Ende sind die Garagen gefüllt mit Sachen, die Niemand braucht, um sie nach einer bestimmten Zeit an andere Sammler weiter zu geben.

Die italienische Pünktlichkeit

Ein echtes Klischee, aber ein wahres Problem: Die italienische, nicht vorhandene, Pünktlichkeit!

Dass die meisten Italiener unpünktlich sind, weiß ich mittlerweile. Trifft man sich mit Bekannten, ist im Zeitrahmen von einer halben Stunde Verspätung alles im normalen Bereich.

Lustig wird es, wenn Du vor dem Restaurant wartest, das um 20.00 Uhr hätte öffnen sollen, der Besitzer, der Kellner und der Koch aber erst um 20.25 Uhr eintreffen. 

Ich hatte auch schon einen Friseurtermin und stand vor einem geschlossenem Laden, da die Angestellte erst 15 Minuten nach mir ankam. 

Das wird hier alles nicht so eng gesehen. Manchmal nervt die Unpünktlichkeit, in einigen Fällen entschleunigt sie aber sogar. Denn im Umkehrschluss bedeutet das auch für Dich, dass es gar nicht nötig ist, immer auf die Uhr zu schauen und sich zu stressen, um rechtzeitig irgendwo anzukommen.

Was die Nerven aber tatsächlich überstrapaziert, sind Termine mit italienischen Handwerkern. Das betrifft nicht nur Deutsche, auch Einheimische sind davon betroffen und – vor allem – frustriert.

Denn hierbei handelt es sich nicht um eine Verspätung von Minuten, sondern von Tagen oder Wochen. Sie sagen Dir einen Termin zu, den sie zeitlich gar nicht einhalten können.

Da die meisten Handwerker den Termin weder verschieben, noch absagen, wartest Du voller Spannung, Tag für Tag. Schließlich bist Du auf ihn angewiesen.

Das ist sehr deprimierend. Denn in der Zwischenzeit kannst Du nichts erledigen.  Du harrst zu Hause aus, in der Hoffnung, dass er zumindest noch in der gleichen Woche aufschlägt.

Falls Du mal in Italien warst, hast Du mit Sicherheit schon die eine oder andere Situation persönlich erlebt. 

Es gibt lustige und stressige Gegebenheiten.

Manchmal bleibe ich bei einem Streit zwischen zwei Autofahrern einfach stehen und amüsiere mich. 

Verspätet sich meine Verabredung, bleibe ich nicht im Auto sitzen, sondern warte in der nächsten Bar und genieße die Zeit. 

Gerade wenn Du Urlaub machst, solltest Du vieles entspannt angehen und Dich von Nichts und Niemandem aus der Ruhe bringen lassen. 

P.S.: Falls Du ein gebrauchtes Küchenspülbecken brauchst, sag Bescheid!